Nun, dass das Kabarett am Freitagabend des Maifestes in Bonstetten immer sehr gut besucht ist, das ist nichts Neues. Aber ausverkauft? Es mussten gar Besucher abgewiesen werden! „Ich besorg mir immer eine Karte im Vorverkauf!“, strahlte Marianne aus Gersthofen.
Gruam – Bayern von unten
Eigentlich darf Kröll gar nicht sagen, dass er gelernter Schreiner ist, wenn er an einem Kabarett-Wettbewerb teilnimmt – „abgebrochenes Studium“ macht sich da einfach besser. Doch die Bonstetter begeisterte der erfolgreiche oberbayerische Kabarettist mit seinen interessanten Exkursionen in die Bayerische Geschichte. Kröll wurde nicht müde, abseits von einem weißblauen Himmel, grünen Wiesen und glitzernden Seen ebenso wie den berühmten Königsschlössern, Bayern von unten zu beleuchten. Spannend plauderte Stefan Kröll von bayerischen Sagen – und Mythengestalten wie der der „Drud“, einer schwarzen, alten Frau, die einen nachts heimsucht. Aber er weiß natürlich auch Schutz vor der Drud, die sich auf den Schlafenden setzt und ihm den Atem nimmt: das Drudenmesser (wird unter das Kopfkissen gelegt) oder den Drudenfuß. Dann kann die Drud nicht ins Haus: „Ällabäätsch!“ Neu war für das begeisterte Publikum, dass die Heilige Afra von Augsburg ursprünglich eine Prostituierte war. Bischof Narzissus war auf der Flucht, fand bei Afra Unterschlupf, die als Prostituierte arbeitete… Schließlich wurde die Ehelosigkeit der katholischen Priester ja erst später im Jahr 303 in Spanien beschlossen. Heute wird St. Afra auch als Schutzheilige der reuigen Prostituierten verehrt.
Auch der Undersberg, der Kraftort im Berchtesgadener Land, der Magische Berg, wurde durchleuchtet. Schließlich schläft in einer der Höhlen der Sage nach Karl der Große und wird von den „Undersberger Mandln“ umsorgt. Kröll lässt den Spiegelsaal mit all den Zwergen, Riesen und Rittern vor den Augen seiner Zuhörer entstehen.
Nach so viel Geschichte kam natürlich auch die Gaudi nicht zu kurz. Männer über 40 wissen, ob sie homosexuell sind – ihre Frauen meist nicht. Doch Stefan Kröll weiß Abhilfe: entweder man zieht aus Berlin nach Bad Tölz oder man duscht ganz kalt. Auch Krölls „großer Traum“, eine Fußballerkarriere, scheiterte an einer Nichtigkeit: die Fangesänge passten nicht. Oder wer kann sich schon ein „Kröööölll“ bei der Einwechslung oder einem Tor vorstellen? Nun, das Bonstetter Publikum jedenfalls nicht. Viele hielten sich gleich den Bauch bei dieser Vorstellung!
Auch beim Exkurs in das Wartezimmer des Hausarztes hatten die Besucher ein Dejà Vue. Kröll hält sich lästige Fragen „guter“ Freunde ganz einfach vom Leib: „Was hast du?“ „A eitriges, hochansteckendes Wanderg’schwür! Du wuist net wissn, wo’s grad ist!“ Gute Tipps sind immer willkommen.
„So haben wir schon lange nicht mehr gelacht!“ „Ein toller Abend!“, strahlte Evi, und die Nebenstehenden schlossen sich diesem Urteil freudig an. Wieder einmal war es dem Musikverein Bonstetten gelungen, einen tollen Kabarettisten zu verpflichten.
(Bild & Text: Ursula Puschak)